Die Entwicklung des heutigen Ortes Selzthal ist mit der Gründung der K.k. priv. Kronprinz-Rudolf-Bahn-Aktiengesellschaft im Jahre 1867 in Gang gekommen. Diese Aktiengesellschaft hatte die Aufgabe, eine Bahnstrecke von St. Valentin-Steyr über Selzthal nach St. Michael-Villach und auch von der Steiermark über Selzthal nach Salzburg und Tirol zu bauen. Weiters wurde auch die Strecke von Prag bis Triest über Selzthal gebaut. Dadurch entstand in Selzthal ein Zentralbahnhof, der noch vor dem 1. Weltkrieg vollendet wurde.
Dies hatte zur Folge, dass aufgrund der vielen Bahnbediensteten die Bevölkerungszahl stetig wuchs. Schließlich kam auch der Wunsch nach einer eigenen Kirche in Selzthal auf. Am 29. Oktober 1885 gründete der Oberlehrer Josef Trattner einen Kirchenbauverein, der am 29. August 1886 auch behördlich genehmigt wurde. Der Domherr und Redakteur Prälat Alois Karlon aus Graz trat als erster bei. Fürstbischof Dr. Johannes Zwerger übernahm das Protektorat und wünschte, dass die neue Kirche dem Hlgst. Herzen Jesu geweiht werde. Den Baupan entwarf Architekt Pater Gislenus Bethune aus dem Benediktinerstift Seckau. Engelbert Bernkopf vlg. Strechmaier stiftete den Bauplatz. Als Pater Bethune nach Lausanne übersiedelte, übernahm Prof. August Ortwein aus Graz die weitere Planung. Der Bau wurde am 6. August vom Baumeister Antonio Franz aus Admont begonnen. Am 18. August 1888 nahm Prälat Karlon die feierliche Grundsteinlegung vor.
Am 17. August wurde das Turmkreuz aufgesteckt. Am 15. November 1891 kamen drei neue Glocken. Die Turmuhr wurde von Uhrmachermeister Josef Berthold aus Gnas geschaffen. Am 25. Juni 1892 nahm Fürstbischof Dr. Johannes Zwerger die feierliche Konsekration der neuen Kirche vor, die im neugotischen Stil erbaut ist.
In den Jahren 1911-1912 wurde der Pfarrhof erbaut, 1913 der Friedhof mit der Totenkammer errichtet und 1917 erweitert. Am 1. Februar 1914 übernahm der damalige Kaplan von Mureck, Eduard Schleimer die neu errichtete Pfarre als erster Pfarrer. Ihm folgten 1921 Geistl. Rat Josef Polaschek und 1950 Pfarrer Johann Molin. Am 17. Oktober wurden zwei Glocken der Fa. Oberascher aus Salzburg geweiht und aufgezogen.
Ein denkwürdiger Tag in der Selzthaler Pfarrgeschichte war auch der 18. Juli 1937, wo der damalige Primiziant P. Giselbert Freitag, ein gebürtiger Selzthaler, sein erstes Hl. Messopfer in der Pfarrkirche feiern konnte. Pfarrer Eduard Schleimer hielt die Primizpredigt.
1971 kamen als Pfarrschwestern Maria Franziska Meyer und Herlinde Riegler in die Gemeinde ohne Priester am Ort. Mit deren vollem Einsatz gelang im Zusammenwirken mit den Admonter Patres P. Giselbert Freitag und P. Bruno Hubl das Experiment Bischof Johann Webers beispielhaft. 1993 wurden die Schwestern wegen Personalmangel in den Orden zurückgerufen, Pastoralassistent Bert Brottrager übernahm deren Amt. Als im Jahre 1995 der Pfarradministrator P. Prior Bruno Hubl im Kloster Admont unabkömmlich wurde, kamen wir zum Pfarrverband Lassing-Oppenberg-Selzthal. Die besondere Situation seit 1971 führte zu starker Mitwirkung von Laien und zu Eigenständigkeit.
Im Zuge der Pensionierungen der Pfarrer von Liezen und Rottenmann wurden mit 1. September 2008 die Pfarrverbände in unserer unmittelbaren Region neu strukturiert und so entstand auch der Pfarrverband Rottenmann/Oppenberg/Selzthal.
Seit 1982 haben wir Kontakt zur Pfarre Löbau in der Oberlausitz. Die Pläne unseres Gotteshauses wurden von den Löbauern für ihre Kirche übernommen. Seit Jahren besteht eine herzlich respektvolle Beziehung zu den evangelischen Mitchristen der Predigtstation Selzthal (Pfarre A. B. Rottenmann).
Selzthal pflegt auch gute Beziehungen zum Benediktinerstift Admont.
Dass unsere Pfarre von den Bewohnern von Selzthal geschätzt wird, zeigt sich bei den besonderen Festen und wenn es darum geht, Bauvorhaben oder sonstige Projekte zu unterstützen. Zuletzt war es die Generalsanierung unserer Mauracher-Orgel. Dieses sehr kostspielige Vorhaben ist von allen Vereinen, politischen Organisationen, der Gemeinde und von der gesamten Bevölkerung unterstützt worden. Der Kirchenchor und vor allem die Eisenbahner-Musiker haben durch großartige Veranstaltungen mitgeholfen, das Projekt Orgel zu einem guten Abschluss zu bringen. Viele Spenden kamen aber auch dankenswerterweise von auswärts. Die Nähe zum Stift Admont und die guten Beziehungen zu den Benediktinern haben uns da sehr geholfen. Abt Bruno Hubl, OSB., feierte mit uns am 8. Oktober 2006 die Weihe der Orgel.
Unsere Kirche ist dem Heiligsten Herzen Jesu geweiht, somit haben wir den höchsten Patron als Schutzherrn. Diesen Schutz werden wir auch weiterhin brauchen, denn die Eisenbahnergemeinde verliert durch die Umstrukturierung der Eisenbahn ständig Arbeitsplätze, sodass nicht nur ältere Bewohner abwandern, sondern auch die Jugend gezwungen ist, woanders Arbeit zu finden. Diese Ausdünnung wird zunehmend in der Pfarrgemeinde spürbar. Wir bleiben aber trotzdem zuversichtlich und gehen freudig in jedes Kirchenjahr.